In den letzten zwanzig Jahren ist ein besorgniserregender Trend zu steigenden und stark schwankenden Lebensmittelpreisen zu beobachten. 
 
Diese Preisschwankungen und -anstiege werden durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, darunter geopolitische Konflikte, wirtschaftliche Instabilität und spekulative Finanzgeschäfte. 
 
Das stellt sowohl die Produzent*innen als auch die Verbraucher*innen vor erhebliche Herausforderungen.

Vier Scheiben verbrannter Toast übereinander gestapelt vor grauem Hintergrund.

2022 führte Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine – beide wichtige Exporteure von Mais, Ölsaaten und Weizen – zu großen Sorgen, dass Lebensmittel auf den globalen Exportmärkten knapp werden könnten. 
 
Die sowieso schon hohen Preise stiegen sprunghaft an, wodurch sich viele Menschen immer weniger Essen leisten konnten. Im Jahr 2022 waren fast 800 Millionen Menschen weltweit von chronischem Hunger betroffen – im Vergleich zu 2019 eine Zunahme von 15 Prozent.

Neben den spekulativen Geschäften von Finanzinvestoren wurden die Preise auch durch steigende Öl- und Gaspreise getrieben. Denn Ernährungssysteme sind in hohem Maß von fossilen Brennstoffen abhängig.
 
Durch den Krieg in der Ukraine und die Sanktionen auf russisches Gas stiegen auch die Importkosten für landwirtschaftliche Betriebsmittel – für viele der Länder, die auf Nahrungsmittelimporte angewiesen sind, eine kritische Doppelbelastung. 

Hinzu kommt: Spekulationen mit Nahrungsmitteln haben stark zugenommen. Die Finanzmärkte wurden seit den 90er Jahren zunehmend liberalisiert, der Spekulation mit Agrarrohstoffen öffnete dann ein unter Bill Clinton im Jahr 2000 verabschiedetes Gesetz weit die Türen. 
 
Mit der Aussicht auf schnelle und große Gewinne, begünstigt es Wetten auf steigende oder fallende Preise. So können Finanzmärkte vorhandene Krisen verstärken.
 
Als Russland die Ukraine überfiel, floss beispielsweise in einer Woche so viel Geld in Fonds, die mit Agrarrohstoffen spekulieren, wie sonst in einem ganzen Monat.

Die Liberalisierung der Finanzmärkte fördert außerdem die Machtkonzentration weniger großer Unternehmen. Nur fünf Agrarunternehmen kontrollieren bis zu 90 Prozent des weltweiten Getreidehandels. 
 
Die sogenannten ABCCDs – Archer Daniels, Bunge, COFCO, Cargill, und Louis Dreyfuss – decken mit hunderten von Tochtergesellschaften die gesamte Lieferkette vom Feld bis zum Teller ab.
 
Sie verfügen zudem über riesige Lagerkapazitäten, und können so den Verkauf ihrer Bestände herauszögern, bis die Preise für die Produkte möglichst hoch sind.

Auch in Deutschland hat das spürbare Folgen: Die Preise für Brot und Brötchen sind zwischen 2019 und 2023 um knapp 35 Prozent gestiegen – und damit fast doppelt so stark wie die Verbraucherpreise.
 
Obwohl die Getreidepreise am Weltmarkt inzwischen wieder gesunken sind, wird diese Entwicklung beim Mehl erst verzögert weitergegeben, weil die Mühlen auf Vorrat kaufen.In Bäckereien machen Mehl und andere Rohstoffe bis zu 25 Prozent der Betriebskosten aus. 
 
Noch stärker zu Buche schlagen hier vor allem die gestiegenen Energiekosten sowie der Fachkräftemangel, durch den Angestellte höhere Löhne verhandeln können.
 
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